Stell dich vor: Yasmina Aust Photography

Meine Lieben, ich habe mir überlegt, eine neue Serie zu starten, in der ich befreundete Fotografen vorstelle. Die Idee kam mir neulich spontan, nachdem ich mehrmals Anfragen aus Gegenden außerhalb meiner Reichweite oder Ortskenntnis oder auch aus Zeitmangel ablehnen musste. In Zukunft kann ich diese dann einfach an mit einem Querweib auf die Serie weiterempfehlen und so gleich ganz easy den Kontakt herstellen. So ist letztlich jeder glücklich! :)


Den Anfang macht heute die wundervolle Yasmina Aust aus Potsdam!

Aber bevor es mit dem Interview losgeht, erstmal ein erster Eindruck ihrer Kunst.

Neben ihrem Designstudium und Job in der Presseabteilung findet sie irgendwie die Zeit, um als Model sowohl vor als auch als Fotografin hinter der Kamera zu stehen - und dabei wunderbar ästhetische Bilder entstehen zu lassen. Ihr findet eine größere Auswahl ihrer bisherigen Kunstwerke auf ihrer Homepage sowie auf ihrer Facebook-Seite. Also bei Gefallen - und davon gehe ich stark aus - liken, kommentieren, weitersagen! Kann Yasmina bedenkenlos weiterempfehlen.

Ich finde es Wahnsinn, auf welchem Level sie nach nur wenigen Monaten fotografiert und muss zugeben, dass sie, insbesondere so wie sie alles unter einen Hut bekommt, ein großes Vorbild für mich ist! Umso mehr freute ich mich, dass sie so liebreizend war und einem Interview zugestimmt hat und sich die Zeit nahm, die doch zahlreichen Fragen geduldig zu beantworten. Das macht das hier doch noch eine ganze Ecke persönlicher. Ohne weitere Umschweife, los geht's:


So trefft ihr die Gute in freier Wildbahn ;)
So trefft ihr die Gute in freier Wildbahn ;)

Liebe Yasmina, erst einmal ein dickes DANKESCHÖN dafür, dass du dir hierfür die Zeit nimmst! Fangen wir einfach an, für alle die dich noch nicht kennen: Wie heißt du, wie alt bist du, woher kommst du und wo lebst du? :D

Vorab danke ich DIR, lieber Thommy, für diese liebenswerte Anfrage! Ich fühle mich sehr geehrt. Die hard-facts zu mir: Ich heiße Yasmina, bin noch ein paar Monate 27 Jahre alt, komme aus Berlin und bin vor etwa sechs Jahren nach Potsdam geflüchtet.

 

Was schätzt du an Potsdam?

Ein Besuch im wunderschönen Potsdam und die Frage dürfte sich jeder sofort selbst beantworten können :) Ich wohne nun seit sechs Jahren hier und bin jeden Tag aufs Neue wirklich ergriffen, wenn ich durch die wunderschönen Parks oder Straßen Potsdams schlendere. Potsdam kommt mir oft wie eine Filmkulisse vor, das Holländische Viertel, die etlichen Schlösser, Seen und Flüsse und die weitläufigen Parks, an denen noch Wiesen wild sein dürfen und der Blick in die Ferne schweifen kann... Schön finde ich auch, dass man immer Menschen trifft die man kennt, sobald man einen Fuß vor die Tür setzt. 


Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Sehr intim. Sehr emotional. Und sehr natürlich. Ein bisschen schöne Melancholie. 

Seit wann fotografierst du selbst und welchen Stellenwert hat die Fotografie heute für dich?

Andersrum: Ich kann mich nicht erinnern, wann ich NICHT fotografiert habe... Ich hatte schon immer den immensen Drang die Dinge, die um mich herum geschehen, festzuhalten. Und nun finanziere ich mich mittlerweile durch mein ehemaliges Hobby  - das ist schon ziemlich verrückt (und auch ziemlich schön!)! Also ist der Stellenwert für mich natürlich dementsprechend hoch :)

 

Was macht dir beim Fotografieren am meisten Spaß?
Oh - wirklich, wirklich vieles!!
Ich bin gesellig und kommunikativ und finde es daher großartig mit allerlei interessanten Menschen in Kontakt zu kommen, denen ich im normalen Alltag so wahrscheinlich nicht begegnet wäre. Die Vielseitigkeit, das Arbeiten an der frischen Luft und in der Natur ist wundervoll und noch viel schöner ist es anderen Menschen eine lebenslange Brücke an Erinnerungen zu schaffen. Ihre Momente einzufangen zu dürfen und die Freude und Dankbarkeit zu bekommen, wenn am Ende die Fotos übergeben werden. Das ist 
unbezahlbar und meine größte Motivation Job für Job! 
Toll ist es auch zu beobachten, wie schüchterne oder unscheinbare Menschen Schritt für Schritt vor meiner Kamera aufblühen und am Ende davon berichten endlich einen Zugang zu ihrer eigenen persönlichen Schönheit gefunden zu haben. Dass die Menschen sich so schnell vor mir öffnen und mich mit einer Welle an Vertrauen überschütten, macht mich jedes mal ganz sprachlos, glücklich und dankbar. Ganz besonders viel Freude bereiten mir auch Hochzeiten. Ich sehe es als Privileg, in wirklich fast JEDEM Moment 
als Einzige dabei sein zu dürfen - beim Anziehen, beim alleine-Warten,... Und dass diesen Fotos, welche da aus meinen Händen stammen, wohl noch in Generationen Beachtung geschenkt wird macht mich ganz selig. 

 

Konntest du theoretisches Wissen aus deinem Design-Studium in deine Fotografie implementieren? 
Meine Kenntnisse durch das Studium in Photoshop (ein Fotobearbeitungsprogramm) sind natürlich zum Vorteil. Aber noch viel mehr hat mir das Studium durch eine gewisse Situation gegeben:

In meinem dritten Semester etwa wollte ich den Foto-Kurs belegen der auf meiner Uni angeboten wird. Von meinem Talent war ich überzeugt, nur fehlten mir meiner Meinung nach noch ein paar technisches Skills. Beim Vorzeigen meiner bisherigen Arbeiten wurde ich jedoch von meiner Professorin geradezu in der Luft zerrissen! Ich war selten so verwirrt im Leben wie zu diesem Zeitpunkt. Wenn ich sonst recht bescheiden über mich denke, so war das eine Sache, an der ich geglaubt hatte. Eine Woche nach der nächsten schwänzte ich und setzte mich ernst mit meinen Gedanken über mein Hobby auseinander. Schließlich rückte der Termin der Abgabe unserer Fotoaufgabe näher und ich fasste einen Entschluss: Ich mochte was ich tat! Ich war davon überzeugt! Ich war stolz auf meine Arbeiten! Und ich beschloss mich nicht beirren zu lassen und dazu zu stehen! Das war für mein Wesen sehr mutig. Oft lass ich mich von externen Meinungen verunsichern, aber ich verstand und akzeptierte, dass ich es nicht jedem Recht machen kann. Und dass es genügend Menschen da draußen gab, die meinen Arbeiten etwas abgewinnen konnten. Ich reichte Arbeiten ein, die ICH gut fand und wurde mit einer 1,7 belohnt. Aber der Kurs hat mir so viel mehr gebracht, als diese Note... 

 

Hat sich beim Modeln bei dir durch die berufliche Fotografie etwas verändert?

Ja!!! Enorm! Ich war oft sehr ungeduldig und habe nicht begriffen, dass ich nicht ihr einziger Auftrag war und dass Auswahl und Bearbeitung seine Zeit benötigt. Auch weiß ich die Arbeit viel mehr zu schätzen und halte Dinge wie die Nennung des Fotografen bei privaten Veröffentlichungen nun ganz respektvoll ein. Auch wenn ich das Motiv bin, ist es deren Werk. Und das sollte dankbar gewürdigt werden. Vor allem, wenn man mit den Ergebnissen zufrieden ist. 

 

Was zeichnet deiner Meinung nach ein herausragendes Foto aus?

Es muss sofort irgendetwas in dir machen. Und dich ab Sekunde eins fesseln. 

 

Was zeichnet einen guten Fotografen aus?
Als ich noch selber viel gemodelt habe, ging mal das Gerücht die Runde, dass ich mit einem Fotografen eine Affäre angefangen hätte. Da die Fotos sehr vertraut und intim aussahen. Ich konterte das Gerücht mit dem Satz: "Wenn man mir bei jedem Shooting eine Affäre mit dem Fotografen unterstellt, weiß ich, dass ich gut gemodelt habe!". Und das ist auch mein Anspruch an einem Fotografen. Er muss binnen Sekunden
 schaffen in der Zeit des Shootings zu einem dir nahen Menschen zu mutieren. Bei einem Einzelshooting welches sinnlich sein soll zu deinem Lover, bei einem Familienfoto zu deiner Schwester und dir einen Raum schaffen in dem du dich begehrt, schön, gemocht und wohl fühlst. 


Erzähl uns von deinem ersten Pay-Job und wie es dazu kam.
Die Sache offiziell anzubieten wäre mir alleine nie in den Sinn gekommen! In meinen Augen gab es da schon genug und äußerst talentierte Fotografen. Aber manchmal hilft das Schicksal eben aus: Eigentlich wollte ich meinen frustrierenden Nebenjob als Verkäuferin kündigen und bot mich als Gassi-geh-Service bei eBay Kleinanzeigen an (mein Hund war gerade gestorben und ich vermisste ihn und alles sehr). Neben den regulären Anfragen, wurde ich auch gefragt, wer die Fotos von meinem Hund gemacht hätte. Ich verwies irritiert und schüchtern auf mich und hatte prompt meine erste Foto-Job-Anfrage. Nach diesem äußerst angenehmen Shooting bat er mich inständig mein Talent für andere zugänglich zu machen. Also erstellte ich eine kleine Facebook Seite und lud ein paar meiner bisher geknipsten Fotos hoch. Seit dem renne ich von einem Foto-Job zum nächsten. <3 Ihm habe ich viel zu verdanken!


Woher nimmst du deine Inspiration und wie überwindest du Phasen, in denen du unkreativ bist?

Ich lass mich von meinen eigenen Emotionen und den Erfahrungen aus meinem Leben inspirieren. Aber natürlich stöbere ich auch durch Fotoseiten wie Pinterest oder Instagram durch, auf der Suche nach Gedankenanstößen. Da ich ungerne indoor fotografiere und auch bisher gar kein Studio habe, müssen gerade im Winter gute Lösungen für draußen gefunden werden. Das ist tatsächlich sehr herausfordernd und nicht immer von Erfolg gekrönt. In solchen Phasen gönne ich mir eine kleine Auftrags-Pause und starte ein paar Tage später mit frisch getankten Gedanken und neu aufgeladener Motivation. Und vielleicht auch mit besserem Wetter und mehr Sonne im Herzen :)

 

Gibt es etwas, was du nicht fotografieren würdest?

Mir fällt nichts direkt ein. Wobei ich neulich eine Anfrage hatte ein Kind in einem Rentierkostüm zu fotografieren. Da habe ich höflich abgelehnt. :D Das ist nicht ganz so meins. 

 

Welche sind deine Lieblingslocations und warum?

Wer sich meine Fotos ein wenig anschaut wird schnell feststellen, dass meine Lieblingslocations die Natur und vorzugsweise Wiesen jeglicher Art sind :) Ich liebe dabei die Vielseitigkeit der Ebenen die man durch Spielen mit der Tiefenunschärfe herauskitzeln kann. Aber auch Hintergründe, wie die Betonwand meines Treppenflures, weiß ich sehr zu schätzen und kommen häufig zum Einsatz.

 

Auf welches Foto bzw. Serie bist du besonders stolz oder liegt dir sehr am Herzen?

Ich hatte viele schöne Shootings bisher, aber eins, worauf ich besonders stolz bin ist eindeutig das Shooting von meiner Freundin Lisa und ihrem Pferd. Ich mag alle Tiere an sich, aber kann Pferden einfach nicht viel abgewinnen. Zudem dachte ich bei der Anfrage zwangsweise an das Cover einer Mädchen-Pferde-Zeitschrift und mir stellten sich unweigerlich die Nackenhaare auf. Letztendlich war das Shooting an einem wunderschönen, warmen Sommerabend. Lisa kenne ich seit vielen, vielen Jahren persönlich und an dem Tag ging es ihr privat nicht gut. Bei den Massen an Tränen in ihrem Gesicht, schien mir das Shooting wortwörtlich auch ins Wasser zu fallen. Und dann wischte sie sich die letzte Träne ab und stieg auf das Pferd. Sie sah so stolz, anmutig und elegant aus in ihrer zarten Gestalt, während sich in ihrem Gesichtausdruck Zerbrechlichkeit und Stärke gleichermaßen die Hand gaben. Zudem ging mir auch sehr nah, zu begreifen, wie nah ihr ihr Pferd stand, wie viel Kraft es ihr geben konnte und dass es unabstreitbar eine ernste, kompromisslose Liebe zwischen den beiden war. All das berührte mich nachhaltig und diese ganz besondere Atmosphäre während des Shootings, hat es bis auf die Fotos geschafft, was mich jedes mal aufs Neue sehr glücklich macht. 

Sieht du einen Unterschied im Umgang mit männlichen und weiblichen Models? Fotografierst du sie anders?

Ja, der Unterschied ist gravierend! Frauen sind leider sehr sehr sehr viel kritischer mit sich selbst und dadurch auch häufig angespannter. Männer hingegen, stellen sich überwiegend einfach selbstbewusst hin und zerbrechen sich da nicht so den Kopf. Ich sag mal in 85% aller Fotojobs übernehme ich vor allem psychologische Arbeiten um die Sorgen, Bedenken, Ängste und Selbstzweifel der oft weiblichen Kunden zu "bearbeiten". Mir bricht es jedes mal das Herz dieses Bild von sich selbst zu hören, denn ich bin ein Mensch, dem vor allem die schönen Dinge meines Gegenübers auffallen und der sich stark dafür einsetzt gnädiger mit sich selbst zu sein. Jeder sollte meiner Meinung nach ein bisschen in sich selbst verknallt sein :)

Frauen fotografiere ich meist eher verträumter, weicher. Männer lieber vor rauem und männlicherem und schlichterem Umfeld. 


Setzt du dir Ziele bei einem Shooting oder geschieht alles spontan?

Ich frage ersteinmal, was sich der Kunde genau vorstellt. Viele haben jedoch keine richtige Idee und dann wühle ich ein wenig in meinem Kopf herum und mache Vorschläge. Meistens steht nur die Location dann fest und alles weitere findet dann recht spontan statt. Je nach Licht und Stimmung und Wetter. 

 

Ist dir bei einem Shooting einmal irgendetwas Unvorhergesehens passiert, wodurch du total improvisieren musstet? Wie hast du reagiert?
Noch nicht, aber wenn, werde ich berichten. :)


Welches ist dein absolutes Lieblingsobjektiv - und warum?

Tatsächlich habe ich nur zwei Objektive, von denen ich nur eines verwende. Aus einer Festbrennweite 50mm kann man erstaunlich vieles rausholen (AF-S Nikkor 50mm 1:1.8G in meinem Falle). Und ja, ich gebe zu: Offene Blenden sind mein Ding! 


Schwarzweiß oder Farbe?

Auch wenn ich ein echter Farb-Junkie bin, fällt mir dann doch auf, dass ich mich letztendlich erstaunlich oft für s/w entscheide. Es beruhigt das Foto oft und lenkt die Aufmerksamkeit häufig besser auf das eigentliche Motiv. Trotzdem möchte ich auf farbige Fotos nicht verzichten. 

 

Etablierte "Richtlinien" der Fotografie (Goldener Schnitt, Drittelregel etc) einhalten oder eher durchbrechen?

Sowohl als auch. Die Richtlinien haben häufig schon Recht. Aber man sollte im Kopf trotzdem frei bleiben und sich überlegen was bei der gegebenen Fotosituation am besten funktioniert. 

 

Würdest du gerne etwas an deiner Fotografie verändern?

Klar! Ich will besser werden! :)

 

Worin sieht du den Grund, warum es vergleichsweise wenige Frauen hinter der Kamera gibt?

Ist das so? Ich vermute das hat ganz einfache, körperliche Gründe. Die Ausstattung und das Equipment sind nicht zu unterschätzen. Frauen trauen sich erfahrungsgemäß auch meist weniger zu (siehe ich selbst!) und machen sich zu viel Gedanken ob das funktionieren könnte oder nicht. Einfach mal machen! :)

 

Kannst du uns schon von kommenden Projekten erzählen?

Viel viel viel Familien, Portraits, Hochzeiten und hoffentlich auch ein paar freie Projekte, wenn die Zeit es hergibt. Es ist im Frühjahr geplant nach Amsterdam zu gehen um dort ein Praktikum zu machen und ab Herbst bin ich, wenn alles gut geht, für ein paar Monate in Kanada. Da werde ich hoffentlich mit spannenden Erzählungen und Erfahrungen wieder zurückkehren. 


Zu guter Letzt: Gibt es einen Tipp, den du anderen Fotografen, insbesondere denen, die gerade anfangen, mit auf den Weg geben kannst?

Geh mit offenen Augen durchs Leben.
Sei neugierig. Fleißig. 

Und glaub an dich. 

 

<3


Also wer spätestens jetzt nicht auch an ihren Erfolg glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen. Und da ja Weihnachten kurz vor der Tür steht, ist ein Shooting mit ihr ganz sicher auch ein klasse Geschenk für Freunde, Familie und Partner. Dann könnt auch ihr Fotos wie diese hier haben:

Wenn ihr bei einer Nachricht an sie dann auch noch sagt, dass ihr von mir kommt, gibt es garantiert noch ein Lächeln gratis oben drauf ;)


Habt euch noch eine besinnliche Vorweihnachtszeit und bleibt gesund!

Euer Thommy


Disclaimer: Alle Fotos wurden mir zur Verwendung genehmigt und zur Verfügung gestellt und unterliegen dem Copyright (©Yasmina Aust)


Kommentar schreiben

Kommentare: 0